Radweg bekommt zweite Abzweigung
Presseartikel aus „Die Glocke“ vom 23.04.2021
Redakteur: Gerd Daub-Diekhoff
Rietberg-Westerwiehe (gdd) – Bekanntlich hat die Wurst zwei Enden. Vergleicht man den neu angelegten Radweg in Westerwiehe mit einer Wurst, so entdeckt man indessen drei davon. Zwei „Zipfel“ münden im Abstand von nur 30 Metern an der Siedlung „Auf den Wiehen“ in die Straße Berkenheide.
Eine glänzend schwarze Asphaltdecke, vor wenigen Tagen fertiggestellt, lässt manchen Anwohner an einen Schildbürgerstreich denken. Das Ende des Radwegs sollte ursprünglich – so war es am Grünen Tisch wohl geplant worden – in einer rechtwinkligen Abbiegung erfolgen. An dieser Stelle wurde daher der zwischen Trasse und Berkenheide parallel verlaufende, Wasser führende Graben durch eine Kanalröhre verbunden, der neue Übergang und die umgebende Fläche wurden großzügig asphaltiert.
Damit galt der Radweg in diesem Bereich als fertiggestellt. Doch die Stelle entpuppte sich als gefährliche Überquerung der Berkenheide. Dort halten nämlich manche Verkehrsteilnehmer nicht die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbeschränkung ein. „Die sind schneller als 50 Kilometer pro Stunde unterwegs“, monierten befragte Siedler gegenüber dieser Zeitung. Wer an genannter Stelle also die leicht gekrümmte Straße passieren will, muss – und dies sind auch viele Kinder und Jugendliche, die zu den Sportstätten an der Berkenheide oder von dort zurückkehren wollen – den Verkehr sorgsam im Auge behalten. Ein Unfall, so sehen es Anlieger, könnte andernfalls schwerwiegende Folgen haben.
Unverständlich erscheint es daher in ihren Augen, dass die Trasse nicht gleich 30 Meter weiter geradeaus in Richtung Bebauung fortgesetzt worden ist. Denn dort ist eine Tempo-30-Zone. Es wurde gedämpft geschimpft, und diese Beschwerden erreichten schließlich auch die Stadtverwaltung. Diese handelte umgehend. Die aus Sicht mancher Anwohner übertrieben großflächig asphaltierte Quere wurde wieder aufgerissen. Schotter sowie Untergrund wurden neu angelegt und das Endstück des Radwegs wurde um die gewünschten 30 Meter verlängert.
Aus Richtung Rietberg kommend erblickt der, der auf der Trasse unterwegs ist, nun zunächst ein frisch asphaltiertes T-Stück, das zur Straße abbiegt – den ersten „Zipfel“ der imaginären Wurst. 30 Meter weiter erkennt er das zweite, endgültige Ende. Und er sieht schnell, dass er erst von dort aus auf die Straße Berkenheide ohne größeres Gefahrenrisiko abbiegen kann. Inzwischen bestaunen die Anrainer erleichtert die geänderte Wegführung. Und rätseln, wie viel der Neu- sowie Umbau wohl gekostet haben könnte. Gegenüber dieser Zeitung gab Westerwiehes Ortsvorsteher Detlev Hanemann jedenfalls zu Protokoll: „Über diese Sache kann ich nur den Kopf schütteln.“
Insgesamt habe die Stadt für den Bau des Radwegs Berkenheide länger planen müssen als ursprünglich beabsichtigt, erklärt Rathaussprecherin Nina Ackfeld auf Nachfrage dieser Zeitung. Dies liege insbesondere darin begründet, dass man möglichst allen Interessen gerecht werden wollte – „also denen der Anlieger, der Vereine (es sind unter anderem der Musik- und der Schützenverein über den Radweg an den Ort angebunden worden), aber auch den Belangen des Straßenverkehrs (Stichwort Sicherheit) und einer vernünftig gestalteten Wegebeziehung“.
Demnach gab es eine ursprüngliche Planung, die noch einmal ergänzt worden ist, womit aber einige Betroffene aus verschiedenen Gründen nicht einverstanden gewesen seien. Deshalb habe die Stadtverwaltung weitere Erörterungs- sowie Gesprächstermine mit Anliegern und Vereinsvertretern geführt und die Ergebnisse daraus in einer dritten Variante vereint, die nun umgesetzt worden ist. Diese unterscheide sich von der Ursprungsplanung im Wesentlichen dadurch, dass es nun eine weitere Zufahrt zum Radweg gibt. So befindet sich eine vor der Kreuzung, eine weitere vor der Siedlung. „Sollte insgesamt der Eindruck entstanden sein, dass es chaotisch zugeht, bedauern wir das sehr. Unser Hauptanliegen war während der gesamten Bauphase, möglichst allen Interessen optimal gerecht zu werden.“ Wenn man diesen Anspruch verfolge, sei es in der Praxis nicht immer möglich, eine ursprünglich gefasste Planung direkt und ohne weitere Diskussionen umzusetzen.