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Akten aus alten Zeiten bringen wichtige Erkenntnisse

Rietberger Stadtanzeiger Nr.1130 vom 07.10.2022

BÜRGERMEISTER ANDREAS SUNDER LOBT DIE AKRIBISCHE ARBEIT DER GRUPPE FÜR BRAUCHTUM UND HEIMATPFLEGE.

Westerwiehe. Die Gruppe für Brauchtum und Heimat im Schützenverein Westerwiehe besteht seit 2017. In den vergangenen fünf Jahren ist viel passiert – Zeit also für eine Zwischenbilanz, die sich auch Rietbergs Bürgermeister Andreas Sunder im Vereinsheim der St.-Laurentius-Schützen anhörte. Hier wird einiges für die Nachwelt bewahrt.

Am jüngsten Treffen der Gruppe Brauchtum und Heimat nahm auch Rietbergs
Bürgermeister Andreas Sunder (l.) mit Interesse teil. Fotos: privat

„Die Heimatforschung durch interessierte Bürger sei wichtig, um Vergangenes und fast Vergessenes der Nachwelt zu erhalten“, sagte der erste Bürger der Stadt, über dessen Besuch sich die Brauchtums- und Heimatfreunde um Josef Schlüter sehr freuten. Es ist ein Füllhorn an geschichtskundlichen Erkenntnissen, das die Heimatfreunde aus den Reihen des Schützenvereins in den zurückliegenden fünf Jahren zusammengetragen haben. Jüngstes „Kind“ ist eine umfangreiche Chronik zur Westerwieher Schulgeschichte, die der frühere Leiter der Grundschule Varensell, Michael Schickhoff, in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen hat. Für seine Chronik hat er alte Klassenbücher gewälzt und die Unterlagen der einstmals selbstständigen Landgemeinde Westerwiehe durchforstet. Das war nicht immer so einfach, wie es sich vielleicht anhören mag, denn in vielen Fällen musste Schickhoff die Aufzeichnungen in alten Lettern erst in die heute gebräuchliche lateinische Schrift übertragen. Seine gesammelten Erkenntnisse liegen mittlerweile in digitaler Form und gedruckt vor – übrigens auch im Rietberger Stadtarchiv. Dort sollen sie für die Ewigkeit bewahrt werden, was Schickhoff freut und stolz macht.

Die wechselvolle Westerwieher Schulgeschichte hat Michael Schickhoff
in mühevoller Kleinarbeit erforscht. Die aufschlussreichen Ergebnisse
liegen jetzt sowohl in gedruckter Version als auch in digitaler Form vor

Und was hat er über vergangene Schulzeiten im Kükendorf herausgefunden? Im Wesentlichen drei Dinge: „Auf irgendeine Weise war früher jeder mit jedem in Westerwiehe verwandt. Es gab drei Volksschulen im Ort und in den Klassenbüchern wurde wirklich fast jedes Detail festgehalten.“ Eines der ersten Projekte, dem sich die Heimatforscher nach ihrer Gründung 2017 annahmen, war die Aufarbeitung der Inschriften auf dem Ehrenmal an der Kirche. Dort stehen die Namen aller Gefallenen der beiden Weltkriege. Dass dort mit der am 15. Oktober 1944 verstorbenen Elisabeth Mertensotto auch eine Frau aufgeführt wird, fiel den geschichtsinteressierten Schützen sofort ins Auge. Denn Frauen an der Front gab es damals nicht.

Die Höfegeschichte (die früheren und heutigen Besitzverhältnisse der landwirtschaftlichen Anwesen im Ortsteil) haben die Heimatfreunde ebenso beleuchtet. In diesem Zusammenhang erstellten sie auch ein Verzeichnis mit den alten Westerwieher Hausnummern ab 1820.

Johannes Kubasik hat umfangreiche Forschungen zur Bahngeschichte Westerwiehes betrieben. Sie enden mit dem Rückbau der Bahntrasse, die einst von Wiedenbrück bis nach Sennelager führte, um 1990 sowie die Umwandlung der Strecke in einen Fahrradweg. In der Blütezeit des Bahnverkehrs wurden Schweine und Hühner, von Westerwieher Bauern gezüchtet, per Zug in alle Welt verschickt – ein entscheidender Standortvorteil, der dem bis etwa 1970 selbstständigen Ort Reichtum und Wohlstand sicherte.

Einmal im Monat treffen sich die Heimatfreunde jeweils dienstags ab 19 Uhr zur gemeinsamen Geschichtsforschung sowie zum geselligen Austausch. Alle Interessenten sind dazu eingeladen. Wer möchte, kann sich vorab mit Josef Schlüter unter 0176/57869238 in Verbindung setzen. Treffpunkt ist das Schießheim an der Berkenheide. Zurzeit sind die Raumverhältnisse dort zwar noch etwas beengt, aber das wird sich in absehbarer Zeit ändern. Denn der Abschluss der Erweiterungsarbeiten, die im Frühjahr gestartet sind, steht unmittelbar bevor. Neben einem neuen Besprechungsraum entsteht somit auch Platz für die aus geschichtskundlicher Sicht wertvollen Akten und Unterlagen aus längst vergangenen Zeiten.

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